30. Juni 2016
Uffz - ein angenehm anstrengender Tag
30.06.2016
Nun ja - sich an einem Tag 3 Termine auszumachen klingt im ersten Moment
gar nicht mal soooo anstrengend... Um 1 Uhr nach Horsching zum
Nets.werk und um 5 Uhr zur Eva in die Hofkramerei in Oftering...
Dazwischen einen Abstecher zur Gärtnerei in Kirchberg-Thening- die haben
ja heute Pflanzenabverkauf - Paprika, Tomaten, Auberginen und alles
mögliche um € 1,- (Super Tip aus der Free-your-stuff Gruppe.) Das geht
sich alles locker aus - liegt ja eh fast alles am Weg.
Im
Nets.werk Hörsching angekommen werde ich herzlich begrüßt - ich hab ja
dazu gelernt und mir einen "Arbeitstermin" ausgemacht. Ich helfe beim
Kisten packen - dafür bekomm ich auf meine lästigen Antworten auch
adäquate Antworten. Funktioniert super - auch hier.
Voller
Tatendrang möchte ich gleich beginnen und werde gleich mal
zurückgepfiffen - die beiden anderen Nets.werker seien noch gar nicht da
- die sind grad auf Einsammeltour... Okay ich lausche mal weil ich das
Prinzip ja nicht nicht wirklich verstanden hab. Die "Jungs" vom Netswerk
(sorry - ich kann mir beim besten Willen die ganzen Namen nicht alle
merken) sind alle eigentlich noch berufstätig und arbeiten
unterschiedliche Stunden in deren Brotberuf. Einer ist Controller, der
andere ist in der Produktentwicklung von spezial Strümpfen und der
dritte war so schnell da und wieder weg, dass ich das ganz vergessen hab
zu fragen... Aber Donnerstag und Freitag arbeiten Sie eben im
NEts.werk, dass die 3 hier selber aufgebaut haben... Bis Dienstag kann
man über Internet seinen Einkauf bestellen. Es ist zwar nicht alles
regional, aber da man ein gesamtes Einkaufssortiment von A - Z bieten
möchte, schaut man was gibt es regional und alle anderen Produkte sind
aus wirklich fair gehandelten Cooperativen. Frische Obst und Gemüse kann
man sich aus einer zahlreichen Produzenten Palette aussuchen. Die
Bestellungen werden am Dienstag an die Bauern, Fleischer,
Milchverarbeiter etc. weitergeleitet und am Donnerstag entweder direkt
vor Ort, oder in einer Sammelstelle in Eferding abgeholt. Bei den
regionaeln Trockenprodukten verläuft es ähnlich - einiges sei aber auf
Lager, da sich Kleinmengen nicht auszahlen und auch nicht geliefert
würden. Die Logistik in den Kleinlastern muss man nicht verstehen - ich
habe mich darauf beschränkt am LKW Rand zu warten und mir anschaffen zu
lassen, was wohin kommt - sonst würden die Kunden wahrscheinlich am
Montag noch nicht das richtige bekommen haben....
Im Nets.werk
Hörsching drinnen gehts dann ähnlich weiter. Die Kisterl stehen nach
Abholstelle und Alphabet geordnet in einem Raum - aber halt nur fast
geordnet. Irgendwo steht dann wieder eine extra - oder in eine kommen 2
Kunden. Für mich nicht durchschaubar - ohne der Hilfe von der lieben
Mitarbeiterin hätte ich nur Chaos angerichtet. Beim Aufteilen der Gemüse
fällt mir auf, dass sämtliche Anschnitte noch "tropfen" also so richtig
frisch sind. Bei den Karotten passierts dann auch, weil die Dinger so
frisch und knacking sind zerbreche ich eine beim in die Kiste legen. Mir
ist die Sache gleich furchtbar peinlich und ich weiß gar nicht was ich
jetzt machen soll - nervös drehe ich eine Runde im Raum und bemerkt
dabei, dass ich ziemlich irre rüber kommen muss in dem Moment - naja
gleich mal mit Schwung aus der Sache raus und ich pack mir das nächste
Bündel Karotten mit Grün. Noch immer sehr nervös kann ich mir keine 2
Namen merken und muss ständig nachfragen - kein Wunder - man hat 2 Namen
im Kopf und liest die ganze Zeit die Namen an den Kisten durch - wie
soll man sich da was merken? Ich hab schließlich Urlaub und mein Hirn
läuft endlich auf "Normalbetrieb"...
Nach weiteren 2 Stunden dann doch entspannten Einschlichten sind wir durch - ich erfahren, dass die Bestellungen gerade im Sommer wieder zurückgehen. Ich versteh die Leute nicht - JETZT ist das Gemüse frisch zu ernten - schmeckt am Besten und ist auch leistbar. Nein - viele wollen lieber Erdbeeren im Dezember - in BIO Qualität, dafür zahlt man dann auch mal gerne € 3,99 fürs 1/4 Kilo, kein Wunden - eine kleine Weltreise muss bezahlt werden. Aber ich muss nicht alles verstehen. Sowas würde es hier eh nicht geben - im Sommer gibts nicht mal Bananen, da eh alles andere bei uns grad reif ist... Perfekt!
Ich schlender ein wenig im Verkaufsraum herum und es trudeln von da und dort Menschen ein, die vom Nets.werk Waren beziehen. Auch aus der Vorratskammer schaut die Martina vorbei und interessiert sich gleich für mich - "Ein neues Gesicht?" fragt sie interessiert. Kurze erkläre ich was ich hier tu und wer ich eigentlich bin, da beginnen ihre Augen zu strahlen. Sie fragt mich so interessiert über unser Projekt aus, dass ich ganz vergesse, sie um ihres auszufragen. Gott sei Dank gibt sie mir noch schnell eine Visitenkarte bevor sie schon wieder weg ist - sie muss noch dies und das einsammeln für die Vorratskammer... Mein Interesse ist geweckt! Wieder eine lebenslustige Person, die voller Energie und Tatendrang steckt - je mehr ich in diese "Regional-Branche" eintauche, je mehr gefällt diese mir und zieht mich förmlich an...
Nachdem
ich im Verkaufsraum so viele Sachen gefunden habe, die ich noch
dringend brauche, wie z.b. Mühlviertler Senf - mild und scharf. Diverse
Getreidesorten, Gewürze, und und und... schlage ich zu und am Schluss
beträgt meine Rechnung € 94,-. Ich bekomme 2 große Schachteln zum ins
Auto transportieren. Dass ich noch 2 große Ziegenkäse und 3 gemahlene
Packungen Mohn geschenkt bekomme freut mich nochmal mehr. Dass es dort
natürlich keine Bankomat-Kasse gibt und ich vor meinem Termin nicht mehr
zur Bank gekommen bin macht hier nicht wirklich etwas aus - Hier zählt
Handschlagsqualität - ich erhalte die Rechnung und eine Bankverbindung
und soll das zuhause dann zahlen - das passt dann schon... WOW!
Das
letzt mal, dass ich das erlebt hab war vor 20 Jahren und da hab ich
selber noch am Land gelebt und war im Dorf bekannt wie ein bunter
Hund...
Zufrieden und ein wenig erschöpft vom Kisten schleppen begebe ich mich auf den Weg zur Gärtnerei. Dank meiner tollen Orientierungskünste lande ich natürlich nicht auf der Hauptstrasse wo ich hergekommen bin - nein ich finde mich auf einem besseren Güterweg wieder. Straßenbeschilderung gibts - ich bin also noch in der Zivilisation... Plötzlich eine große Einfahrt mit Parkplatz davor - ein "Gutes vom Bauernhof" Schild davor - da bleib ich mal stehen... Der Hof von Hannes und Gabi Eder wirkt sehr sauber und aufgeräumt. Das Schild bietet an: Erdäpfel, Back- und Fleischwaren, Mehlspeisen, Aufstriche, Schnäpse u.v.m.! Super da guck ich mal genauer nach und frag mal ob ich Wurstwaren für meine Jungs bestellen kann. Beim Nets.werk hab ich auch eine Adresse bekommen, dort wird in BIO-Qualität angeboten - hier bei den Eder´s wird konventionelle Haltung verarbeitet.
Da ich unangemeldet dort aufgetaucht bin und Freitag bekanntlichermaßen Markttag ist, wuselt es in der Produktionsstätte wie im Ameisenhaufen. Ich werde nicht einmal sofort wahrgenommen, da das "dorthin" und "richte das für die Buffetbestellung.." "Nein - das gehört OBEN hin..." meine Begrüßúngsversuche glattweg verschluckt... Als dann alles in Lieferwägen verstaut ist, guckt eine freundlich wirkende Frau aus dem Raum und fragt mich - Ah ... kann man ihnen helfen? Ich entschuldige mich, dass ich so einen Überfall gestartet hab, erzähl ihr von unserem Projekt und dass ich gerne Würste von Ihr haben möchte, aber eben mit regionalen Gewürzen. Freudig klatscht sie in die Hände - "bring mir von überall ein Kilo und ich nehm nur noch das..." Okay - ich komm wieder und dann will ich für meine Jungs alle Sorten von Würstel, die regional gewürzt durchgehen. (Am besten ich guck mal was eine große Tiefkühltruhe kostet, damit ich das auch alles aufbewahren kann.)
Ich verabschiede mich
von der Familie Eder und fahre weiter zur Gärtnerei Hagmüller in
Kirchberg-Thening um die Abverkaufspflanzen in Augenschein zu nehmen.
Mich erwarten Tomaten, und Paprika in zahlreichen Sorten, auch
Melanzanie und Physalis stehen im Glashaus und warten auf ein neues
Zuhause. Die Verkäuferin erhält eine kurze EInführung in unser Projekt
und ich bitte sie mir beim Durchbummeln ein wenig behilflich zu sein.
Ich bekomme neben Raritäten der bereits vorher angesprochenen Pflanzen
auch noch: Currykraut, Sellerie, Porree, Artischoken und Karfiol auch
noch einen wunderschönen Zitronenbaum, der unzählige reife und unreife
Früchte trägt. Beim Verladen in mein Auto ist mir dann auch wieder
eingefallen, dass ich ja nur mit einem Skoda gekommen bin - die
"Abverkaufsware" sind schöne große Pflanzen, die auch schon Früchte
tragen - also vorsichtig dass da nix abbricht. Vor allem nicht beim
Zitronenbaum!!! Mühseelig schlichte ich alles ins Auto um dann zu
merken, dass ich bei nur mehr 1 von 3 Spiegel aus dem Auto raussehe -
also aussteigen - alles neu schlichten - aufpassen der Zitronenbaum!!!!
Okay
- es geht halbwegs, wenn ich mich nicht zu sehr in die Kurve lege....
Mist! Wieder verfahren! Diesmal nochdazu in die total falsche
Richtung... Nach einem kleinen Umweg von 10 km finde ich dann zur
Hofkramerei in Oftering. Als ich den Laden betrete empfängt mich dort
ein wohliges Ambiente. Auch hier wurde ein Teil des alten Stalles
umgebaut - ein Sichtfenster in den noch bestehenden Teil des Stalles
lässt einen kleinen Einblick auf die Arbeitstiere zu. Der Laden scheint
gut zu gehen, ja es brummt sozusagen. 5 Kunden stehen ausser mir noch im
Laden und begutachten das Sortiment, dass auch nicht nur aus regionalen
Produkten besteht. Der Grund in diesem Fall: Man will auch die Vegane
Kundschaft zufriedenstellen und da sind einige Produkte dabei, die bei
uns einfach nicht wachsen. JA ICH WEISS!!!! - mein eigener Fleischgusto
wird von Tag zu Tag größer - ich mach mir am Samstag gleich mal einen
riesigen Linsentopf - ohen Avocado ist das Leben schwer sag ich Euch...
Eva,
die mich über Facebook kontaktiert hat, strahlt hinter der Ladentheke
hervor und behandelt jeden Kunden wie einen herzlichen Freund. Ihr
Lächeln steckt sofort jeden an, sodass im Laden eine fast schon
freundschaftlich-familiäre Stimmung herrscht. Auch hier hatte ich mich
angekündigt und Eva´s Schwiegermutter, die persönlich für den Obst- und
Gemüseeinkauf zuständig ist hat exta für mich die ersten Tomaten aus
Eferding besorgt. Auch sie ist eine sehr herzliche Frau und wir kommen
sofort ins Tratschen über Traditionen und Werte. Ein Thema, dass mich
selber sehr beschäftigt, weil ich es gewohnt bin auf der Straße zu
Grüßen. Ja ja ich bin halt doch irgendwie ein Landei - aber stolz drauf!
Eva´s Mann lauscht dem Ganzen interessiert von der Seite zu und
fragt mich dann spontan ob ich ihm helfen möchte die Kühe von der Weide
zu holen. Ja sicher! Und da wusste ich noch gar nix von den 2 Kälbern
die da auch mit draussen stehen... Nach einem kurzen Ausrutscher in die:
Moi san de herzig Phase hab ich dann doch noch mitgeholfen die Tiere in
den Stall zu bringen - ich hoffe ich hab mich nicht zu tollpatschig
angestellt - ich hab auf jeden Fall mal versucht souverän zu wirken und
schlussendlich waren die Tiere dann auch im Stall.... :-)
Auch bei
der Eva hab ich noch ein paar tolle Sachen eingekauft und einen
Eisproduzenten ausgemacht, der für uns eine Regionale-Sorte erzeugen
will. Super!
Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich mich auch
hier wieder total vertratscht habe - kurz vor Acht Uhr. Deswegen bin ich
also schon ein wenig müde - 9 Stunden unterwegs sein und reden kann
auch anstrengend sein...
Zuhause angekommen hab ich dann voller Stolz
den Jungs dann noch alles aufgebreitet was ich so ergattert hab - sogar
Gummibärchen für Dominik waren dabei... Zwar nicht zu 100 % regional
aber zu 98 % - und dafür stell ich mich nicht in die Küche und verpatz
mir alles bis unter die Decke mit der klebrigen Masse - da muss der
Ernst nochmal ein Auge zudrücken für mich...
Mit einem leckeren
Zwetschken-Radler haben wir den Tag dann noch auf der Terasse bei einem
gemütlichen Erlebnisbericht meinerseits ausklingen lassen.
Fazit des
Tages: In der Regional-Branche, die von Leuten in viel Kleinarbeit,
Eigeninitiative und mit viel Herzblut aufgebaut wird, ist nicht nur die
zahlreiche Produktpalette unter die Kategorie Spezialtiäten einzuordnen,
das schönste an diesem Projekt sind meine Gespräche mit den Menschen.
An
dieser Stelle: Danke an alle, die sich meinen lästigen Fragen stellen,
die mir Tips geben, neue Produzenten vorstellen, Ideen liefern und so
vieles vieles mehr...
Ihr seid Spitze!